Dekanat Rodgau

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    „Re(li)gion erfahren“

    Quer durch Dreieichs bunte Vielfalt

    Sandra Scholz

    Anfang Juli erkundete eine Gruppe von Radelnden Buchschlag und Sprendlingen. Quer durch und rund um den Dreieicher Norden führte die Radtour „Re(li)gion erfahren“ des Evangelischen Dekanats Dreieich-Rodgau zu religiösen Stätten und Orten ökologischen Handelns links und rechts des Hengstbachs. Dabei erlebten die Teilnehmenden eine solche Vielfalt, dass es wohl auch für zwei Radtouren gereicht hätte.

    Schon am Startpunkt, der ersten Tafel des Buchschlager Geschichtsvereins zu der Entstehungsgeschichte der dortigen Villenkolonie, erzählten die Vorstandsmitglieder Isabel Schilling und Christel Thomsen, wie vielfältig diese war. Denn mit Jakob Latscha und Ernst Ludwig kamen damals Anfang des 20. Jahrhunderts ein überzeugter Sozialreformer und ein Ästhet mit Liebe zur englischen Gartenkultur zusammen. Trotz mancher Gegensätzlichkeit gelang es diesen beiden gemeinsam, hier ihre Ideen von zukunftsweisenden Bau- und Wohnformen zu realisieren. Bis heute ist diese in der eindrücklichen Villenkolonie Buchschlags zu bewundern. Im Alten Pfarrhaus mitten in dieser Kolonie, das einst dem Kaufmann Otto Meyer gehörte und das seine Witwe in den 30er Jahren Mitgliedern der Bekennenden Kirche als Versammlungsraum zur Verfügung stellte, erzählten Isabel Schilling und Christel Thomsen, unterstützt von Pfarrer Gerd Schröder-Lenz eindrücklich von der kirchlichen Widerstandsgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus. 35 Familien gehörten damals in Buchschlag der Bekennenden Kirche an. Das waren deutlich mehr als in anderen Kommunen des Kreises. Sie beteten hier gemeinsam, während die Mitglieder der staatsnahen Deutschen Christen sich im Feuerwehrhaus zum Gebet trafen.

    Die nächste Etappe führte durch das Naturschutzgebiet Beierhansenwiesen zum Lehr- und Kräutergarten, wo die zweite Vorsitzende Irit Zoller mit Begeisterung von dessen Entstehungsgeschichte und der Vielfalt berichtete. Von der Idylle zwischen Tomaten, Ringelblumen, Löwenzahn, Wildbienennisthilfen und Familienbeeten ging es weiter auf die nahegelegene Farm der Dreieichhörnchen. Hier waren die letzten Arbeiten für das Sommerfest in vollem Gang. Umgeben vom Duft nach Muffins, Waffeln und Bratwürstchen berichtete Vorstandsmitglied Simone Milla von der ursprünglichen Elterninitiative, die 1986 gegründet wurde und heute 7.000 bis 9.000 Besuchende im Jahr empfängt. Auf 10.000 Quadratmetern gibt es Laufenten, Hühner, Schafe und vieles mehr zu sehen. Kinder können Hütten bauen, Erwachsene an unterschiedlichen Workshops teilnehmen. Jeden Mittwoch und jeden Samstag ist für alle geöffnet. Und dieses „für alle“ ist dem Team besonders wichtig. Egal, welchen sprachlichen, finanziellen, kulturellen oder regionalen Hintergrund jemand mitbringt: Ein Besuch ist kostenfrei und für steht allen offen.

    Ein solcher Platz für alle in Gemeinschaft will auch das Mehrgenerationenhaus RaBe (Raum der Begegnung) sein, der nächste Ort auf der Agenda. Hier bilden das Familienzentrum Bunte Kirche, eine Krippe der Stadt Dreieich, eine Kita der Evangelischen Versöhnungsgemeinde, ein Haus der Nieder-Ramstädter Diakonie sowie das Stadtteilzentrum eine Gemeinschaft in fünf Häusern. Zukunftsweisend empfanden viele der Teilnehmenden dieses Konzept, wo nicht nur für sich gedacht, sondern viel gelingende Begegnung zwischen ganz unterschiedlichen Menschen möglich wird.

    Zum Abschluss der Tour gab es noch Stärkung für Geist und Körper, denn die Radelnden besuchten die wunderschön gestaltete türkische Moschee in Sprendlingen. Rege wurde hier diskutiert über Islam und Christentum, über gemeinsame Herausforderungen und Unterschiede in den Religionen. Besonders schön war es dann, dass vor dem Aufbruch zurück ins jeweilige Zuhause alle noch von der Gemeinde zu Tee und Gebäck eingeladen waren.

    Gestärkt und erfüllt von dieser bunten Vielfalt Dreieichs trat schließlich jeder und jede den Heimweg an. Und vielleicht wird schon bald einmal die eine oder der andere zurückkehren in die gastlichen Räume der Moschee, ins bunte Treiben der Dreieichhörnchen-Farm, in die meditative Ruhe des Kräutergartens oder in die erhabene Garten- und Villenkolonie Buchschlags.

    (Sandra Scholz)

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