Finsternis mit Lichtblicken

Ich mag den November. Er ist gar nicht so dunkel, wie sein schlechter Ruf es uns glauben macht. Es gibt noch schöne Sonnenstunden. Das Licht scheint in diesen kurzen Tagen besonders hell, und es wird kostbar, weil die Tage kurz sind.

Im Buch Daniel steht einer meiner liebsten Sätze aus der Bibel. Daniel – das ist der, der von seinem Gott in der Löwengrube beschützt und behütet wird. Im 2. Kapitel, Vers 22 heißt es: 

„Gott weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.“  

Der Satz stand auf der Kerze, die ich vom Hospizverein zum Abschied aus meiner ersten Gemeinde bekam.  Licht in der Finsternis, in die uns Abschied und Trauer und Angst schicken.

„Gott weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.“  

In der Finsternis, in unserer Finsternis, liegt manches herum.  Das Dunkel der Trauer, die Angst vor dem Dunkel des Abschieds. Alles, was uns schwer aufliegt, alle Sorgen. Alle dunklen Gedanken. Alle Einsamkeit. Alle Hoffnungslosigkeit.

„Gott weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.“  

Gott schenkt nicht nur Licht. Er weiß auch genau, wie es in unserer persönlichen Finsternis aussieht, in unseren Schmerzen, in der Tiefe unserer Sehnsucht. Er kennt die Dunkelheit der bösen Gedanken, die Finsternis von Fragen und Sinnlosigkeit und die Abgründe der Seelen. 

Ich finde es sehr tröstlich, dass Gott nicht nur Licht ist und Licht schenkt, sondern auch die Finsternis gut kennt. Gott ist kein Gott, der erhaben ist über die Niederungen der Finsternisse auf Erden. 

WEIL bei ihm das Licht wohnt, bei ihm alles hell und leicht ist, leuchtet sein Licht tief hinein, leuchtet sie aus. Erkennt an, was da alles herum liegt in der Finsternis und erhellt sie mit dem Licht, das bei ihm wohnt.