Dekanat Rodgau

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    Den Traum vom Frieden wachhalten

    ANgeDACHT für Juli 2023 von Pfarrerin Heike Zick-Kuchinke, Evangelische Kirchengemeinde Steinheim/M.  

    Monatsspruch Juli 2023

    „Jesus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet. “

    Matthäus-Evangelium, Kapitel 5, Verse 44 und 45

    Juli - endlich Urlaub! 

    Alles Schwere mal hinter sich lassen – und dann so ein Monatsspruch:

    „Jesus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.“ (Mt. 5, 44-45)

    Die Feindesliebe, lange Markenzeichen der Christen, führt unter ihnen zu Spaltung und nicht zuletzt auch zu Anfeindungen. Angesichts der Kriege in Afghanistan, Syrien und spätestens seit dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine gilt die Feindesliebe als nicht mehr zeitgemäß, geschweige denn realitätstauglich.

    Doch was heißt hier realitätstauglich? Mit der Forderung nach Verzicht auf Rache bestätigt Jesus ja erst einmal nur das, was schon seit alttestamentlichen Zeiten galt. Alles Überlieferte ist gutes Gebot Gottes und soll den Menschen helfen, miteinander in Frieden zu leben: 

    So will von Beginn an das Gebot „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ nicht der Rachsucht Raum geben und sie rechtfertigen, sondern – ganz im Gegenteil – will sie eingrenzen und Verhältnismäßigkeit herstellen: „Nimmst Du mir mein Auge, so musst Du mit deinem Auge mir das wiedergeben, was ich damit verloren habe.“ Gewalt soll nicht eskalieren, sondern eingedämmt werden. Wusste man doch schon damals, dass Hass wieder Hass hervorruft und Gewalt immer neue Gewalt. So will das Gebot „Auge um Auge“, dass Gewalt sich nicht zur Katastrophe entwickelt. Und die Rache im Sinne der Herbeiführung einer Gerechtigkeit ist Gott allein vorbehalten.

    Allerdings spitzt Jesus dieses Gebot in der Bergpredigt noch einmal zu. Und das ist mehr als eine Radikalisierung und Provokation, es ist eine echte Zumutung. 

    Wir brauchen solche vernünftigen Gesetze, die Grenzen setzen und deren Überschreitung Einhalt gebieten. Sie sollen und wollen dazu beitragen, dass ein friedliches Miteinander möglich ist und bleibt, so wie Gott es sich für alle Menschen wünscht. Und diese Grenzen gilt es zu verteidigen, wenn nötig auch mit Gewalt, auch wenn wir immer wissen sollten, dass wir damit nicht den Willen Gottes erfüllen, sondern das kleinere von zwei Übeln wählen. Von dieser Schuld kann uns nichts und niemand freisprechen.

    Und gleichzeitig darf es immer den Traum von einer anderen, einer besseren und friedlicheren Welt geben.

    Eine Welt, in der jede und jeder in seinem Haus, im Schatten des Weinstocks in Frieden wohnen kann.

    In der der eigene Garten bepflanzt und, wie in diesen Tagen, die Früchte geerntet und gegessen werden können.

    In einer Welt, in der Menschen sich lieben dürfen, wie sie möchten, und alle Kinder aufwachsen und ihre Talente entfalten können.

    In einer Welt, in der Frieden und Gerechtigkeit herrschen und niemand Mangel erleben muss.

    In einer Welt, in der das Leid ein Ende hat. Also: in einer Welt, wie Gott sie sich für die Menschen wünscht.

    Diese uralte Vision der Propheten nimmt Jesus neu auf und beschreibt sie jenen Menschen, die nach Orientierung suchen in einer Welt, in der – wie heute – Kriege, Tyrannei, Hass, Gewalt und Elend herrschen.

    Ja, vielleicht brauchen wir gerade jetzt zu Beginn der großen Sommerpause die Erinnerung an diese uralte Vision, die klare Zusage: Gott hält in all diesem Chaos eine andere Welt für uns bereit, auch wenn wir nicht wissen, wie. Aber der Traum einer friedvollen Welt wird wachgehalten, darf geträumt werden, auch wenn es unver-nünftig ist und alles Vorstellbare übersteigt.

    Lassen wir alles Schwere in der Tat hinter uns und lassen uns neu Kraft schenken, darum zu ringen, wie dieser Traum geerdet werden kann und wir neu „Kinder des Vaters im Himmel“ werden.

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